Berichte

Die Natur erwacht: Frühlingsbeobachtungen in München

Ringelnatter

Das Coronavirus verändert unser aller Alltag und seit dem 21. März 2020 gelten in Bayern weitreichende Ausgangsbeschränkungen. Damit sind auch unsere Möglichkeiten eingeschränkt, den Frühling und die Natur zu erleben. Meine Notizen, die ich auf Exkursionen vor der Ausgangsbeschränkung machen konnte, sollen etwas Frühling ins Haus bringen!

In den Buchen- und Lohwäldern erfreuen Leberblümchen, Küchenschellen und weitere Frühblüher wie der Hohle Lerchensporn das Auge. Der Seidelbast betört uns schon seit einiger Zeit mit seinem Duft und auch die Märzenbecher blühen bereits üppig. Auch die früh blühenden Bäume erfreuen die Tiere und belasten die vom „Heuschnupfen“ Geplagten. Vor allem die Familie der Weidengewächse (Salicaceae) und der Birkengewächse (Betulaceae), zu der auch die Hasel gehört, sind zu nennen. Die Kirschpflaume (Prunus cerasifera), ein niedriger, breiter Baum oder Strauch mit Wuchshöhen von fünf bis acht Metern, erfreut uns von März bis April mit seinen reinweißen, ca. 2 cm breiten Blüten. Blümchen

Üppiges Blühen lockt auch die ersten Insekten an. Am 13. März 2020 konnte ich die erste Wildbienart dieses Jahres, Männchen der Gehörnten Mauerbiene und am 15. März 2020 das erste Weibchen dieser Art beobachten. Seit Mitte März fliegen auch die Königinnen der Haus-Feldwespe sowie Hummelköniginnen, z. B. der Dunklen Erdhummel und der Steinhummel. Wespen- wie Hummelköniginnen wurden bereits im Spätsommer oder Herbst 2019 begatttet und haben gut versteckt überwintert. Jetzt brauchen die Tiere Nektar, um sich zu stärken und gehen dann daran, einen Nistplatz zu suchen und ein Volk zu begründen.

Im Verlauf des März werden sich zunächst Männchen und einige Tage später Weibchen der Rostroten Mauerbiene zeigen. Die solitär nistende Lehmwespe Ancistrocerus nigricornis fliegt jetzt immer wieder die, auch für diese Lehmwespenart geeigneten Nisthilfen für Wildbienen an.

Auch die ersten Schmetterlinge flattern schon, denn C-Falter, Kleiner Fuchs, Tagpfauenauge oder Zitronenfalter haben bereits als fertiger Schmetterling den Winter, versteckt in Rindenritzen, Baumhöhlen oder im Gartenschuppen, überlebt. Auch sie stärken sich jetzt am Nektar der früh blühenden Pflanzen.

Viel tut sich in der Avifauna: Der Erlenzeisig hat bei uns überwintert und fliegt nun in seine nördlichen Brutgebiete zurück. Dafür kommen Singdrossel, Sommergoldhähnchen, Goldammer, Zilpzalp oder Mönchsgrasmücke aus ihren Überwinterungsgebieten zurück oder ziehen durch. Die Wacholderdrosseln besetzen ihre Kolonien wieder, bei der Bachstelze balzt das Männchen mit seinem tänzelnden Rüttelflug über dem Weibchen. Auch Blau- wie Rotkehlchen oder der Zaunkönig sind schon recht aktiv und die Spatzen beginnen mit dem Nestbau. Die Männchen der Ringeltaube machen mit ihrem Balzruf und dem aufwärts führenden Balzflug samt Flügelklatschen und Abwärtsgleiten auf sich aufmerksam.

Spring- wie die Grasfrösche sind mit dem Ablaichen bereits sehr weit und die Erdkröten haben mit ihrer Wanderung zu den Laichgebieten begonnen. Noch bis April warten müssen wir auf das Laichgeschäft von Laubfröschen und Wechselkröten. Auch mit dem Bergmolch und dem Teichmolch ist jetzt in den Laichgewässern zu rechnen und bei den Reptilien finden wir die ersten Ringelnattern. Die Kreuzottern haben bereits im Februar ihr Winterquartier verlassen.

Auf Grund des milden Winters sind die Igel teilweise bereits im Februar aus dem Winterschlaf erwacht. Da die Nächte noch kalt waren und sind, haben die Tiere oft Schwierigkeiten bei der Nahrungsbeschaffung. Bei den Eichhörnchen hat es bereits den ersten Nachwuchs gegeben. Die Biberburg der Eltern verlassen müssen nun die zweijährigen Jungbiber.

Text und Bilder: Hans Greßirer (Bezirksumweltreferent)