Berichte

Bayrischer Wald / Sumava Pfingsten 2017

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„Bin ich froh, dass ich mit dem vollen Bauch nicht mehr den Berg rauffahren muss“, sprach eine Teilnehmerin die geheimen Gedanken der meisten aus. Nur noch zwei ganz Wackere radelten nach einem verspäteten und deshalb umso üppigeren Mittagessen den Rest der Strecke zurück. Alle anderen stiegen in den Zug und fuhren am letzten Tag dieses überaus gelungenen Pfingstwochenendes ganz gemütlich durch die wunderschöne Landschaft zum Ausgangspunkt der Tour.

Am Morgen waren wir am deutsch-tschechischen Grenzübergang Nova Údolí gestartet. Zuerst eine Weile bergauf und dann immer am 200 Jahre alten Schwarzenberg-Kanal entlang. Durch eine fast menschenleere Landschaft, die man sich so mitten in Mitteleuropa gar nicht vorstellen kann. Wald, Wald, Wald und ab und zu richtige Blumenwiesen, wie es sie hierzulande leider auch kaum mehr gibt, Straßengräben voller Vergissmeinnicht. Die Bäume spiegelten sich im stillen Wasser des Kanals, das Sonnenlicht glitzerte. - Viel schöner geht es nicht.

Vor 200 Jahren wurde dieser Kanal angelegt, um Holz in Richtung Wien transportieren zu können. Er überwindet die europäische Wasserscheide zwischen Nordsee und Schwarzem Meer. Dabei wurde sogar ein Tunnel gebaut. Ein kleines Museum zeigt recht anschaulich die technische Leistung.

Der Kanal führt noch (etwas) Wasser. Für den Holztransport wird aber nur noch der Weg am Kanal genutzt. Dementsprechend groß waren teilweise die Schlaglöcher. Man wurde ganz schön durchgerüttelt und die 25 km kamen mir lang vor. Umso mehr freute ich mich aufs Mittagessen. Leider hatte das Gasthaus, das dafür vorgesehen war, geschlossen, und so mussten wir recht hungrig noch 15 km hügelauf, hügelab zum nächsten fahren, was dann zu üppigen Bestellungen führte. Die günstigen Preise in Tschechien taten ein Übriges dazu. Mit den eingangs beschriebenen Folgen…

Gestartet waren 13 Radler am Samstag bei schönem, aber etwas schwülem Wetter am Parkplatz des Dreisesselberges. Nach einem kurzen Anstieg erreichten wir schon den Gipfel, der eine wunderbare Aussicht über das Gebiet Bayrischer Wald/Sumava bietet, das wir in den 3 Tagen „erradeln“ wollten.

Wenn man oben startet, hat man eine lange, lange Abfahrt durch schöne Täler. Dann ging es durch die typische hügelige Landschaft des Bayrischen Waldes nach Waldkirchen, wo wir gemütlich Mittag machten. Ein Bürgerfest sorgte zusätzlich für Unterhaltung. Zurück ging es dann auf einer stillgelegten Bahnstrecke Richtung Haidmühle.

Mir ging dann leider das Kugellager eines Pedals kaputt, so dass ich die letzten Kilometer nur noch auf einer Seite richtig treten konnte, was mir den Weg sehr lang werden ließ. Für die wunderbare Unterstützung, die ich da bekam, war ich sehr, sehr dankbar. (Allen, denen das jetzt irgendwie bekannt vorkommt: Ja genau, mir kam es vor wie die Fortsetzung meiner Pannenserie auf Rom-Tour.)

img_0002.jpg Ich beschloss am nächsten Tag nicht mitzuradeln, zumal das Wetter mit kaltem Wind und Regenwolken auch wenig einladend war. Auch ein paar andere zogen es vor, die Weltkulturerbe-Stadt Krummau zu besuchen.

So fuhren nur 8 Radler zur Moldauquelle. Die Landschaft ist sehr beeindruckend: die bewaldeten Bergrücken des Böhmerwaldes, Nebelfetzen, die durch abgestorbene Baumstämme ziehen, Blumenwiesen und frei mäandernde Bäche und Flüsschen.

Die Truppe teilte sich: die Sportlicheren radelten bis Lenora, wo sie in den Zug stiegen in dem die Genussradler bereits saßen. Wegen eines vergessenen Rucksacks mussten die zwei Würmtaler Freunde an der nächsten Station gleich wieder aussteigen. Tourenführer Stefan zweifelte schon an sich selbst, warum es bei ihm zu so einem Schwund kommt. In Lipka (eine Station nach dem höchstgelegenen Bahnhof Tschechiens!) stiegen wir sechs aus dem Zug und radelten bergab/bergauf an der munter sprudelnden Moldau Richtung Kvilda. Unterwegs stärken wir uns mit böhmisch-herzhafter Küche und Germködelchen mit Beeren und Sahne als Nachspeise – der Anstieg zur Moldauquelle ließ nicht lange auf sich warten. Zwischenzeitlich waren Irmi und Beni samt Rucksack wieder zu uns gestoßen. Ein kräftiger Regenschauer zeigte uns, dass die WetterApp recht hatte und unsere Regenkleidung nicht umsonst dabei war. Bis die allerdings angezogen war, hörte es auch fast schon wieder auf.

Die Moldau entspringt zweimal: einmal in einem kaum zugänglichen Waldstück – hier im Herzen des Nationalparks herrscht Betretungsverbot abseits der Wege – und unterhalb des Wander-/Radweges, wo die Quelle gefasst ist und ein Picknickplatz und Schautafeln für Abwechslung sorgen. Die Strecke ab Kvilda ist bis zur Grenze autofrei und streckenweise ziemlich einsam. Ein kurzes Trail-Stück brachte uns noch MTB-Feeling und über einige Hügel ging es wieder nach Haidmühle. Mit dem überaus feinen Abendessen im Haidmühler Hof klang der Tag in bester Stimmung aus. (Johanna Deubler)

Am Pfingstmontag brachen wir alle zusammen auf zum Schwarzenbergkanal.

Wir haben in Handmühle sehr schön gewohnt. Unsere Unterkunft hat zwar von außen nicht so schön ausgeschaut, aber die Apartments waren geräumig und gut ausgestattet. Ich hatte einen sehr schönen Balkon mit einem phantastischen Blick. Abends haben wir in verschiedenen Gasthäusern sehr gut gegessen.

Einen ganz herzlichen Dank an unsere Organisatoren, die die Tage so sorgfältig geplant haben! Die Stimmung war sehr gut und wir waren uns alle einig: Nächstes Jahr wieder!