Berichte

Herbstzeit ist auch Hausspinnenzeit

Winkelspine

Hauswinkelspinne wieder auf dem Vormarsch - so kommt sie nicht in Ihre Wohnung“ titelt ein großes Nachrichtenmagazin in seinem Web-Auftritt und zitiert auch noch einen professionellen Schädlingsbekämpfer, der vom Einsatz von Hausmitteln abrät: „Die bringen gar nichts. Da hilft nur die Chemiekeule in Form von sprühbaren Pestiziden.“ wird der Schädlingsbekämpfer zitiert.

Was steckt hinter solchen Meldungen? Zunächst wohl beim Presseprodukt eine Recherche, bei der noch viel Luft nach oben ist und beim Schädlingsbekämpfer die Hoffnung auf lukrative Aufträge.

Auch so manche Leserin und so mancher Leser empfindet bei einer Begegnung mit Hausspinnen im Keller oder im Bad vielleicht Furcht oder Abscheu, sind die flinken Hausspinnen auf Grund ihrer Größe doch auffällig. Auch die „unordentlichen“ Trichternetze, die die Tiere spinnen und evtl. Reste ausgesaugter Beutetiere fördern die Beliebtheit der Tiere nicht. Wie ist die angebliche Gefahr unter den Aspekten des Artenschutzes zu beurteilen und ist eine Koexistenz mit den Hausspinnen möglich?

Zu den Fakten:

Treffen wir im Haushalt Spinnen an, dann handelt es sich meist um Winkelspinnen (Tegenaria), eine Gattung aus der Familie der Trichterspinnen (Agelenidae).

In Wohnungen, Schuppen, Kellern oder Speichern treffen wir meist auf die Hauswinkelspinne (Tegenaria domestica), die Mauerwinkelspinne (Tegenaria parietina), die Große Winkelspinne (Tegenaria atrica) oder die Rostrote Winkelspinne (Tegenaria ferruginea). Die Arten der Gattung Tegenaria sind harmlos! Die meisten Tegenaria-Arten können die menschliche Haut nicht verletzen. Sie haben also von diesen Tieren nichts zu befürchten. Betrachtet man die Spinne genauer, stellt man schnell fest, dass sie überwiegend aus Beinen besteht. Der eigentliche Körper ist nur zwei Zentimeter groß. Also wirklich kein Grund, sich zu ängstigen. Die Große Winkelspinne wurde 2008 zur Spinne des Jahres erklärt.

Aber mehr noch, unsere Hausspinnen, typische Kulturfolger, sind für uns sehr nützlich, halten sie doch Keller und Haus frei von Insekten wie Stubenfliegen, Ameisen, Schaben und Asseln. Als Kulturfolger haben Hausspinnen keine jahreszeitlich festgelegte Paarungszeit und sie können mehrere Jahre alt werden.

Auch Tiere aus der Familie der Zitterspinnen (Pholcidae), z. B. Pholcus phalangoides oder Pholcus opilionoides, leben fast ausschließlich in Häusern, Kellern und Schuppen. Die sehr langbeinigen Zitterspinnen bauen unregelmäßige, aus wenigen Fäden bestehende Netze, in denen sie bauchoben hängen. Vor allem kleine Fliegen, Mücken und auch im Herbst in die Häuser eindringende Stechmücken, dienen den Zitterspinnen als Nahrung. Ausgesprochen nützliche Tiere also!Zitterspinne_4.JPG

Auch einige andere Spinnen verirren sich immer wieder in unsere Häuser. Beispielsweise die Herbstspinne, die Zebraspringspinne oder die verschiedenen Kreuzspinnenarten mit ihren kunstvoll gesponnenen Netzen. Diese Spinnen kommen mit einem Leben in Häusern dauerhaft nicht zurecht und sterben spätestens dann, wenn man im Herbst zu heizen beginnt, denn dann sinkt die Luftfeuchtigkeit und die Spinnen vertrocknen.

In Deutschland gibt es rund 1000 Spinnenarten, die räuberisch von der Jagd auf Insekten und andere Kleintiere leben. In der Natur haben Spinnen also eine bedeutende Funktion als Regulator.

Es gibt also keinen Grund nach den Hausspinnen mit Pantoffeln oder der Zeitung zu schlagen, sie mit dem Staubsauger zu verfolgen oder sie gar mit Insektiziden zu bekämpfen.

Wer diese Mitbewohner trotz aller guten Gründe nicht in der Wohnung dulden will, sollte die nützlichen Tiere in einem Glas einfangen und nach draußen bringen. Besser wäre es aber, eine friedliche Koexistenz mit Winkelspinnen zu versuchen. Geben Sie sich und den nützlichen wie harmlosen Winkelspinnen einfach diese Chance!

Bilder:

Winkelspinne CC: S.Heinz Caronna 

Zitterspinne CC: Sublimat