Berichte

Hochtouren in der Silvretta [2017 / B 34]

Hochtouren in der Silvretta [2017 / B 34]

Und es war mal wieder soweit, eine Hochtour mit Tom und Raphi stand im Programm.

So ging es Samstagmorgen gut gelaunt zu siebt los zum Silvrettastausee, dort wurde geparkt und der Rucksack für die nächsten Tage gepackt. Im Nieselregen wanderten wir durch eine verschneite Landschaft hinauf zur Wiesbadener Hütte, die für die nächsten Tage unsere Bleibe war. Dort angekommen wurde nach einer kurzen Stärkung auch sofort mit der Wiederholung der Spaltenbergung begonnen. Erst draußen, aber da der Wind zog, trieb es uns bald nach drinnen und wir übten im Treppenhaus, zur Freude der anderen Gäste, die unter oder über den Seilen durch mussten. Ja man hatte seinen Spass mit uns. Lange blieb uns allerdings nicht, da es Punkt 18 Uhr Abendessen gab und der Plan für den nächsten Tag verkündet wurde.

Dreiländerspitze (3.197 m) hieß das Ziel für den ersten Tourentag. Wir gingen früh ins Bett, um am nächsten Tag, fast alle pünktlich, um 06:45 Uhr zum Abmarsch bereit zu stehen. Auf einem schönen Weg ging es durch den Schnee zum Vermuntgletscher. Dort angekommen wurde die Ausrüstung angelegt und wir marschierten in zwei Seilschaften auf einem schönen, fast unverspurten Hang und unter Beobachtung eines Steinbockes immer fleißig aufwärts zur Ochsenscharte. Hier war uns eine kurze Rast vergönnt, da die Spuren aufhörten und Tom und Raphi den weiteren Weg besprachen. Das dauerte aber nicht lange und zügig ging es zwischen zwei Spalten hindurch wieder den Hang aufwärts weiter, bis wir das Geröll erreichten, das noch mit Eis und Schnee bedeckt war. Also weiter am Seil mit Steigeisen und unter Führung von Tom und Rahpi zum Grat hinauf und dann hieß es auch schon klettern. Aus Sicherheitsgründen wurde am Seil geklettert und die Steigeisen mussten auch an den Füssen bleiben. Ein blödes Gefühl, aber da noch Eis und Schnee am Grat lagen waren diese kratzigen Dinger doch von Vorteil und verliehen uns den nötigen Halt, wobei manche Stellen auch am Hintern rutschend überwunden wurden. Raphi stieg mit der „Jugendseilschaft“ vor und Tom mit der „Rentnerseilschaft“ nach. Nach insgesamt fünf Stunden waren wir dann endlich am Gipfel und hatten dort leider nur kurz Zeit die Aussicht zu genießen und ein Gipfelbild zu schießen, da hinter uns schon die nächsten Gipfelstürmer warteten. Es hieß zügig absteigen und da es wärmer wurde und der Grat schneefreier wurde, durften diesmal auch die Steigeisen in den Rucksack. Ein paar Stellen hatten es allerdings noch in sich und so wurde am Schluss noch abgeseilt, damit alle sicher vom Grat herunter kamen. Noch schnell ein paar Bilder geschossen und schon ging es wieder hinab. Eine schöne und abenteuerliche Tour mit ausgesetzter Kletterei und nicht ganz einfachen Bedingungen, die auf der Sonnenterrasse, nun schneefrei, begossen wurde.

Am zweiten Tourentag war der „Sonnenmilch“ Piz Buin (3.312 m) der zu erklimmende Gipfel. Wir starteten Punkt 06:45 Uhr, allerdings nicht allein. Es kam uns so vor als würden wir heute mit hunderten anderen auf diesen Gipfel zustürmen. Die Devise war „Nur nicht aus der Ruhe bringen lassen“ und so marschierten wir zur ersten Kletterstelle, meisterten diese und standen kurz danach auch schon vor dem Ochsentaler Gletscher. Wir waren nicht alleine und kamen uns vor wie am “Basislager 1” angekommen. Nun hieß es flott fertig machen für den Aufstieg über den anfangs steilen Gletscher, der kurze Zeit später sehr spaltenreich wurde. Es mussten Spalten umgangen oder auch übersprungen werden und ab und zu war ich mir sicher, gerade eine Spalte per dünner Schneebrücke überquert zu haben. Da das Wetter herrlich war kamen wir gut voran und waren auch schon bald an der Buinlücke. Dort durfte man ein wenig Ausrüstung zurück lassen, bevor es über Schotter und Geröll weiter nach oben ging. Der Aufstieg war bis auf zwei Kamine, an denen wir noch mal ordentlich klettern mussten, unproblematisch. Oben angekommen war dann Zeit für eine ausgiebige Brotzeit am Gipfel. Die Aussicht war wunderbar und die Stimmung gut. Zu lange wollten wir aber doch nicht sitzen bleiben, da doch einiges los war und vom Kleinen Buin ein ordentlicher Steinrutsch abgegangen war. So wurde zügig zusammengepackt und abgestiegen bzw. stellenweise am Seil abgeklettert. Tom und Raphi hatten dabei immer ein wachsames Auge auf uns, damit ihnen in der Menge an Gipfelstürmern niemand von uns verloren ging. Als alle sicher unten waren stapften wir bereits im Schneematsch, da die Sonne heute kräftig schien. Der Rückweg wurde nun etwas beschwerlicher, wurde uns aber durch eine spontane „Robert-will-in-die-Spalte-Aktion“ versüßt. Nach der erfolgreichen Bergung ging es weiter, der Schnee wurde immer weicher und man sank tief ein und das steile Stück am Schluss war nun nur noch blankes Eis das uns noch mal alles abverlangte. An der Hütte angekommen gab es dann zwei große Portionen Kaiserschmarrn und dieser war wirklich legendär und mehr als verdient.

Zum Abschluss wurde uns eine schöne Wanderung auf das Hohe Rad (2.934 m) versprochen. Es ging durch eine fast schottische grüne Ebene stetig den Berg hinauf bis wir die Radschulter erreichten. Danach waren nochmal Kletterfertigkeiten und Schwindelfreiheit gefragt. Er ist zwar kein Dreitausender, aber der Ausblick war fantastisch und wir konnten die beiden erklommenen Gipfel der vergangenen Tage noch mal aus der Ferne betrachten. Der Abstieg durch Blockwerk und Geröll forderte zum Abschluss noch mal unsere volle Aufmerksamkeit und unsere Trittsicherheit, bevor wir die letzten Serpentinen im Grünen genießen konnten. Unten angekommen freute sich jeder auf Turnschuhe und ein kühles Getränk, das wird dann mit Blick auf den Stausee genossen haben.

Es waren mal wieder erlebnisreiche Tage oben am Berg.


Vielen Dank an Tom und Raphi für das sichere Führen durch Eis und Schnee und die grandiosen Gipfelerfolge.


Michaela Huppmann
– OG Brünnstein –