Berichte

Resolution zur Lichtverschmutzung

Lichtverschmutzung

Bei einer Übernachtung auf einer hochgelegenen Berghütte fällt bei klaren Sichtverhältnissen der unglaubliche Sternenhimmel auf, der nicht nur für Stadtbewohner mittlerweile ungewohnt ist. Damit einher geht der Umstand, dass die Lichtkegel über den größeren Städten schon aus großer Entfernung zu sehen sind.

Die Gründe: Lichtquellen an Häusern entlang von Wegen und Straßen, aber auch in Parks und privaten Gärten und anderen Bauwerken, auf Industriearealen und an Werbetafeln machen die  Nächte in unserer vielfach dicht besiedelten Landschaft viel heller als dies früher der Fall war. Wir sprechen von Lichtverschmutzung. Auch im ländlichen Raum wird durch die zunehmende  Beleuchtung und Abstrahlung von Licht in die Umwelt der natürliche Rhythmus zwischen Tag und Nacht gestört. Neben zu befürchtenden gesundheitlichen Beeinträchtigungen für den  Menschen sind es insbesondere Tiere und Pflanzen, die unter dieser Lichtverschmutzung leiden. Sie sind auf die Unterschiede von Hell und Dunkel angewiesen. Pflanzen, Tiere und der Mensch können sich der allgegenwärtigen Beleuchtung oftmals nicht mehr entziehen.

Die Folgen der Lichtverschmutzung: Nachtaktive Insekten, Singvögel, Fledermäuse, Fische, ja ganze Ökosysteme leiden dramatisch unter den Folgen der Lichtverschmutzung.  Lichtverschmutzung ist deshalb als eine der Ursachen für das dramatische Artensterben anzusehen. Es gilt deshalb, die Lichtverschmutzung reduzieren!  Zur Reduktion der Lichtverschmutzung sind Beleuchtungslösungen im öffentlichen und privaten Raum zu entwickeln. Dabei ist sowohl an eine technische Verbesserung (Wellenlänge, Farbtemperatur, Lichtintensität, Strahlungsrichtung) wie auch die intelligente Steuerung (Beleuchtungsdauer, Nachtabsenkung) der Beleuchtung zu denken.

Auch bei als unverzichtbar eingestufter Beleuchtung haben folgende Einschränkungen zu gelten:

  • Beleuchtung am Haus und im Garten auf das notwendige Maß reduzieren.
  • Möglichst niedrige Anbringung der Lichtquelle, so dass eine großräumige Anlockwirkung verhindert wird.
  • Voll abgeschirmte Leuchten verwenden, die das Licht nach oben und zur Seite abschirmen und nur den gewünschten Raum beleuchten.
  • Das Schutzglas muss flach sein, um Streulicht zu vermeiden (keine Lichtabstrahlung).
  • Das Leuchtmittel darf nicht aus der Lampe heraus ragen.
  • Nur warmweiße Lampen verwenden bis max. 3.000 Kelvin (Natriumdampflampen und LEDs ohne Blauanteile).
  • Die Beleuchtung zeitlich steuern, durch Bewegungsmelder oder (Teil- bzw.) Nachtabschaltung.

Hier sollten wir auch mit unseren Naturfreundehäusern Vorbild sein! Wir fordern Auftraggeber wie Kommunen oder Bauherren sowie Betreibervon Gewerbeflächen in die Pflicht zu nehmen, um durch eine fachlich fundierte, kompetente Lichtplanung eine gute, ökologisch verantwortbare Lichtqualität sicherzustellen. In der Stadtbeleuchtung ist die Erstellung von so genannten Masterplänen eine Möglichkeit, um Zielvorgaben für die Lichtplanung zu definieren. Auch durch fachgerechte Installation und Wartung, die rechtlich verbindlich einzufordern sind, könnte die Lichtverschmutzung reduziert werden.

Begründung : Der offenkundigste Grund für die Lichtverschmutzung, wie sie auch auf zahlreichen Fotos der Erde aus dem All zu sehen ist, sind Lichtabstrahlungen nach oben. Durch Streueffekte in der Atmosphäre wird Licht, welches unter relativ flachen Winkeln, also fast horizontal abgestrahlt wird, wieder in Richtung Erde zurückgestreut. Dadurch kommt es in ganz erheblichem Maße zum sogenannten Lichtglockeneffekt. Dieser Lichtglockeneffekt wirkt sich vor allem auf Städte und deren Umgebung aus. Milliarden von Insekten verlassen auf Grund  von Lichtverschmutzung ihren eigentlichen Lebensraum und können dort nicht mehr der Nahrungs- und Partnersuche nachgehen. Man spricht von einem „Staubsaugereffekt“. Die  desorientierten Insekten werden zur leichten Beute anderer Tiere oder sterben bei Kollisionen oder durch Erschöpfung. Gleichzeitig fehlen diese so verendeten Insekten dann als Nahrung für  Vögel, Fledermäuse, Reptilien und Amphibien. Auf ihrem Weg vom Ursprungsbiotop hin zu neuen Lebensräumen werden Tiere durch das Licht abgelenkt, das Wandern von einem Trittsteinbiotop zum nächsten wird erschwert oder gar verhindert. Die negativen Auswirkungen künstlicher Beleuchtung in der Nacht auf Singvögel beeinträchtigen die Orientierung. Viele  Zugvögel, insbesondere fernwandernde Arten, nutzen die Nacht für ihre Wanderung. Anstatt stark strahlende künstliche Lichtquellen zu überfliegen, umflattern sie diese oft hilflos, ähnlich  Insekten und können erst nach Abschalten derselben weiterziehen. Wenn die Nacht durch künstliches Licht zum Tag gemacht wird, hat dies weitreichende Folgen für zahlreiche Fledermausarten. Dadurch, dass viele Fledermäuse bei künstlicher Beleuchtung erst später aus ihren Quartieren ausfliegen und gegebenenfalls schon früher am Morgen wieder in diese zurückkehren, verringert sich die Dauer, die ihnen zur Nahrungssuche zu Verfügung steht. Zudem verpassen sie die frühen Abendstunden, in denen die Insektenverfügbarkeit für nachtaktive Insektenfresser in der Regel am höchsten ist.

Umweltreferat 08.07.19, vorgelegt zur Sitzung des Bezirksumweltarbeitskreises der NaturFreunde Deutschlands, Bezirk München e. V. am 9. Juli 2019 von Hans Greßirer (Bezirksumweltreferent; Umweltreferent der Ortsgruppe Brünnstein)

Empfänger: Bezirksausschuss mit der Bitte um Übernahme der Resolution

Ziel: Weiterleitung an die Stadtratsfraktionen der SPD, CSU, Grüne, ÖDP und Linke; OB, Presse

Quellen: Martin Held, Franz Hölker und Beate Jessel (Hrsg.): Schutz der Nacht – Lichtverschmutzung, Biodiversität und Nachtlandschaft aus der Reihe BfN-Skripten 336

Bild: Jeremy Stanley, CC (https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/deed.de)

https://www.bund.net/bund-tipps/detail-tipps/tip/besser-beleuchten-sternenzelt-statt-lichtersmog/
https://www.bund.net/themen/aktuelles/detail-aktuelles/news/licht-hat-eine-dramatische-bedeutung/
https://nrw.nabu.de/tiere-und-pflanzen/aktionen-und-projekte/fledermausfreundliches-haus/wissen/21370.html
https://berlin.nabu.de/stadt-und-natur/stadtentwicklung/25753.html
https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/376/dokumente/verordnung_245_2009_eg_nicht-haushaltslampen_mit_ungebuendeltem_licht.pdf
https://www.bfn.de/themen/insektenrueckgang/ursachen-und-handlungsbedarf.html